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Die meisten von unserem Bündnis „Sachsen muss aufnehmen“ haben keine Fluchterfahrung. Wir kennen nicht die Unsicherheit, die ein Neustart in einem völlig anderem Land mit sich bringt, ohne die Möglichkeit jemals wieder in den Heimatort zurückzukehren. Die wenigsten von uns mussten unter Lebensgefahr wacklige Boote oder dunkle Laster betreten oder unsere Familie zurücklassen, ohne zu wissen, ob oder wann wir sie jemals wiedersehen werden.
Aber die meisten Menschen, die in Sachsen leben, haben Flucht- und Migrationsgeschichten in ihrer Familie. Einige Großeltern mussten während des 2. Weltkrieges ihre Heimat verlassen, andere sind aus der Sowjetunion nach Generationen wieder nach Deutschland zurückgekehrt und wieder andere sind durch Gastarbeitsverträge in die DDR eingeladen worden. Sicherlich ist es nicht hilfreich oder gar möglich, sich immer in alles hineinzuversetzen. Aber es ist unmöglich Sachsen, wie es sich heute gestaltet, ohne Migration zu denken. Seit wie vielen Generationen lebt deine Familie in der Stadt, wo du aufgewachsen bist?
Unser Bündnis besteht aus Gruppen und Organisationen, die trotz aller Krisen lieber überlegen, wie wir solidarischer miteinander leben können. Wie trotz Inflation, Corona und Krieg in Europa keine Menschen mehr durch das Raster fallen. Wir glauben, dass es schöner ist, wenn wir uns umeinander sorgen, anstatt Menschen gegeneinander auszuspielen.
Deswegen ist unsere Forderung nach einem Landesaufnahmeprogramm nicht exklusiv zu verstehen. Ein Landesaufnahmeprogramm kann der Startschuss sein für eine sächsische Politik, die über wirtschaftlichen Erfolg einiger Unternehmen hinausgeht, und sich für alle Menschen einsetzt. 
 
Text von: Juliane Prüfert